Elternhilfe

Im Jahr 1985 gründeten betroffene Eltern den Verein Elternhilfe für das krebskranke Kind Göttingen e.V. Das vorrangige Ziel war, in der Nähe der onkologischen Kinderstation der Uniklinik Göttingen ein Elternhaus zu errichten. Nach zähen und langen Verhandlungen durch die Universitätsverwaltung und der Zurverfügungstellung des passenden Grundstücks durch die Stadt Göttingen war es 1988 endlich soweit: das Elternhaus konnte bezogen werden.

Zur Feierstunde zum zwanzigjährigen Bestehens des Elternhauses war auch Fr. Prof. Dr. Rita Süßmuth geladen und hielt eine Festrede. Sie konnte sich noch sehr genau an all die Probleme und Schwierigkeiten erinnern, denen sich der junge Verein stellen musste. Fr. Dr. Süßmuth hat sich seinerzeit vehement für die Ziele des Vereins eingesetzt. Besonders hilfreich war ihre Unterstützung bei den Krankenkassen, die durch die intensiven Verhandlungen mit Fr. Dr. Süßmuth eine Beteiligung an den laufenden Kosten zugesagt hatten. Die Krankenkassen zahlen eine Übernachtungspauschale für die Eltern – eine Regelung, mit der auch die Krankenkassen Neuland betraten. Später wurde die Regelung bundesweit übernommen. Auch heute zahlen die Kassen pro erkranktem Kind einen Pauschbetrag pro Übernachtung. Dabei ist es unwesentlich, ob nur ein Elternteil oder aber die gesamte Familie im Elternhaus wohnt.

Fr. Dr. Süßmuth war besonders davon beeindruckt, dass die Elternhilfe nicht an einem einmal beschlossenem Konzept festhält, sondern sich ständig weiterentwickelt hat und auch weiterhin wirkungsvoll tätig ist.

Im Jahre 1997 wurde dann die „Stiftung Elternhaus an der Universitätskinderklinik Göttingen” gegründet. Die Genehmigungsbehörde Braunschweig hat nach einigen Problemen die Genehmigungsurkunde am 17.02.1998 übersandt.

Auch im Jahr 1998 wurde der häusliche Krankenpflegedienst KIMBU von der Elternhilfe ins Leben gerufen und zu eigenständigem Wirken gebracht. KIMBU kümmert sich um die kleinen Patienten und ihre Eltern in der Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt.

Derzeit beteiligt sich die Elternhilfe an einem landesweiten Netzwerk zur ambulanten Palliativversorgung von Kindern und Jugendlichen. Während die Universi- tätsklinik die ärztliche Versorgung und KIMBU die pflegerische Versorgung übernommen haben, sind die Mitarbeiter des Elternhauses für die psychosoziale Begleitung der Familien zuständig.

Wichtig ist auch: dem Vorstand dürfen nur betroffene Eltern angehören. Das ist ein großer Garant dafür, dass vom Anspruch, nur zum Wohle Betroffener zu arbeiten, nicht abgegangen wird.

Leistungen im Elternhaus, bzw. der Stiftung

Die Eltern, Großeltern, Geschwister wohnen während der Behandlung der Kinder kostenlos im Elternhaus. Sie werden psychologisch unterstützt. Das Haus ist so konzipiert, dass die Eltern der Kinder während der Krankheit zumindest für Stunden ein fast normales Leben führen können. Geschwisterkinder, denen während dieser Zeit sehr viel abverlangt wird, werden im Elternhaus bestmöglich aufgefangen und begleitet. Wird eine Familie durch die Krankheit des Kindes wirtschaftlich vollkommen aus der Bahn geworfen, gibt es durch die Elternhilfe materielle Unterstützung in einem festgesetzten Rahmen.

Die Elternhilfe bietet die Möglichkeit, in einem Ferienhaus in Cuxhaven kostengünstig Urlaub zu machen. Allerdings: besonders betroffene Kinder und ihre Eltern haben immer, auch kurzfristig, Vorrang. Gemeinsame Aktionen wie Wandern, Sommerfest, Weihnachtsfeier aber auch Trauerkreis und die Trauerwochenenden für Geschwister oder die ganzen Familien gehören zum Jahresprogramm.

Einmal im Jahr erscheint der „Lichtblick“ – eine Hochglanzzeitschrift der Elternhilfe. In der einen Ausgabe gibt es mehr Berichte von Betroffenen – und der Leser ist gerührt – traurig – betroffen – aber auch dankbar. In der anderen Ausgabe gibt es mehr Informationen zum Wirtschaftlichen, zum Wirken oder zu den Dingen, die anstehen – und der Leser weiß, wofür er helfen soll und kann.

Um den Helfern und Unterstützern einen Einblick in das Leben und Wirken des Vereins und der Stiftung zu geben, können sie nach Absprache das Elternhaus besuchen und werden durch die Einrichtung geführt.

Hier noch ein paar Gedanken zum zwanzigjährigen Bestehen der Elternhilfe – von Helga Föst.

 

Zwanzig Jahre, lange Zeit,
und doch, nur ein Hauch Ewigkeit.
Menschen kommen, Menschen gehen,
wird man sie je wieder sehen?
Und wenn ja, wie geht es ihnen,
sind von der Sonne sie beschienen?
0der stehen sie im Schatten,
suchen nach dem Leben, das sie früher einmal hatten?
Manche sieht man gar nicht mehr,
das auszuhalten, ist sehr schwer.
Was wird sein in noch mal zwanzig Jahren,
werden wir das noch erfahren?
Wird dieses Haus noch immer sein,
kommen Menschen, gehen heim?
Werden Spenden dann noch fließen,
die dies Haus einst wachsen ließen?
Keiner weiß das jetzt vorher,
doch wir alle hoffen sehr!